Kirche und Erbbegräbnis

Die Kirche und das später errichtete Erbbegräbnis bilden in der Dorfmitte zusammen mit dem ehemaligen Küster- und Schulhaus (errichtet 1908) sozusagen das kulturelle Zentrum des kleinen Ortes.

Erbbegräbnis mit Küster und Schulhaus
Ehemaliges Küster- und Schulhaus, Erbbegräbnis und ca. 500-jährige Eiche
Friedhofsmauer mit Eingangstor
Friedhofsmauer mit Eingangstor

Die Geschichte der Kirche in Zernikow

Die Zenikower Kirche wurde im 13. Jahrhundert aus Feldsteinen mit den dafür üblichen kleinen, schmalen Fenstern als Wehrkirche gebaut. Bis heute sind diese im Ostchor erhalten. Über Jahrhunderte hinweg diente die Kirche in unsicheren Zeiten auch als Ort der Zuflucht und Verteidigung vor räuberischen Feinden.
In Jahr 1524 erhielt der Ritter Hans Zernikow aus Neuruppin Gut und Kirche vom Kurfürsten Joachim I. zum Lehen (Kerklehen) als Auszeichnung für besondere Verdienste. Sein letzter Nachkomme verstarb 1659. Er hinterließ einen durch die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges hoch verschuldeten Besitz. Die Kirche war völlig ausgebrannt.
Nachdem das Gut in rascher Folge in die Hände wechselnder Eigentümer geraten war, übernahm es um 1700 Hans Ehrentreich von Schöning. Aus der Zeit seines fast dreißigjährigen Wirkens in Zernikow stammen die noch heute genutzte Kirchenglocke und sechs versilberte Wandleuchter. Er und seine Gemahlin, eine geborene von Guerike, verstarben kinderlos im Jahr 1729.

Das Fredersdorff’sche Erbbegräbnis — ein Denkmal von überregionaler Bedeutung

Die geschichtliche Bedeutsamkeit Zernikows begann, als Friedrich II. das Gut Zernikow beinahe unmittelbar nach seiner Thronbesteigung im Jahr 1740 seinem Kammerdiener Michael Gabriel Fredersdorff schenkte. Fredersdorff unternahm erhebliche Anstrengungen zur wirtschaftlichen Verbesserung des Gutes und zur Entwicklung des Dorfes. Nach dem Tod von Fredersdorff errichtete seine Witwe (geb. Caroline Marie Elisabeth Daum, die spätere Frau von Labes und Großmutter des Schriftstellers Achim von Arnim) im Jahre 1777 das Fredersdorff’sche Erbbegräbnis. Auch wenn die Ehe von Caroline Marie Elisabeth Daum mit Fredersdorff nicht von langer Dauer war, so bezeichnete sie diese immer als die schönste Zeit ihres Lebens. So verwundert es nicht, dass am Schmuckgiebel der Begräbnisstätte allein die Initialen von Caroline Daum (CMED) und Michael Gabriel Fredersdorff (MFG) zu finden sind, obgleich Caroline von Labes die Begräbnisstätte erst nach dem Tod ihres zweiten Ehemanns Hans von Labes errichtete. Fredersdorff’s Sarg befand ich in den ersten zwanzig Jahren in einer Gruft unterhalb der Kirche und wurde dann in das Erbbegräbnis umgebettet. Bis kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs standen hier insgesamt die fünf reich verzierten Särge von:

  • Michael Gabriel Fredersdorff (1708-1758); erster Ehemann von Caroline von Labes
  • Hans von Labes (1731-1776); zweiter Ehemann von Caroline von Labes
  • Amalie Caroline von Arnim, geb. Labes (1761-1781), Tochter von Caroline von Labes und Mutter des Dichters Achim v. Arnim
  • Caroline Marie Elisabeth von Labes, verw. Frederssdorff, geb. Daum (1730-1810)
  • Carl Otto Ludwig von Arnim (1779-1861), Enkel von Caroline von Labes und älterer Bruder Achim von Arnims

Nach 1945 wurden die Särge aus der Begräbnisstätte entfernt, hinter der Kirche vergraben und sind seitdem unwiederbringlich verloren. Das Erbbegräbnis wurde zu DDR-Zeiten zu einem Lagerschuppen umfunktioniert und befand sich Anfang der 1990er Jahre in einem bedauerlichen Zustand. Die Vasen, die den Schmuckgiebel zieren, drohten herabzustürzen, wurden daher heruntergenommen und im Heimatmuseum Gransee eingelagert.

Die Initiative Zernikow nahm sich der Begräbnisstätte an. Dank der finanziellen Unterstützung durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung in Zusammenarbeit mit der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam, aber auch des Freundeskreises Schlösser und Gärten der Mark in der Deutschen Gesellschaft e.V., des Landkreises Oberhavel und der Kurt-Lange-Stiftung konnte das Erbbegräbnis schrittweise in den Jahren 1998-2000 restauriert werden. Allein die statisch-konstruktive Sicherung des Gebäudes war sehr aufwendig. Es folgten die Erneuerung der Dacheindeckung sowie die Restaurierung der Schrifttafel, der Sandsteinkartusche, des Eingangsgitters und der Sandsteinvasen. Die abschließende farbliche Gestaltung wurde von dem Restaurator Jochen Hochsieder, Heinrichsdorf ausgeführt.

Damit erstrahlt das Fredersdorffsche Erbbegräbnis wieder in altem Glanz und trägt mit seiner exponierten Lage an der Dorfstraße zur Zierde des Dorfes bei. Das Erbbegräbnis ist in seiner Art ein sehr außergewöhnliches und seltenes Beispiel barocker Baukunst und von hohem denkmalpflegerischen Wert.

Ines Rönnefahrt

Kirche und Friedhof
Blick auf Kirche und Friedhof
Das Fredersdorff’sche Erbbegräbnis